Am 21. Februar 2011 trafen sich Mitglieder des BBA um über Emil Jacobsen (1836 - 1911), den Dr. Havelmüller in Heinrich Seidels Erzählung „Leberecht Hühnchen", das wenige, was von ihm bekannt geblieben ist, zu erfahren. Herr Ulrich Goerdten als Vortragender hatte sich mit bewundernswerter Leidenschaft der Person Emil Jacobsens, seiner Villa in Tegel und dem Dichterkreis um ihn herum gewidmet: Heinrich Seidel, Johannes Trojan, Julius Sünde.
Der in Danzig geborene Jacobsen studierte in Breslau und Berlin Pharmazie und Chemie, wurde in Berlin mit Ernst Schering bekannt, blieb bis 1911 wissenschaftlicher Mitarbeiter in dessen chemischer Fabrik, wo er kleine Erfindungen machte, die ihn wirtschaftlich unabhängig machten. Weiterhin war er Herausgeben chemischer Zeitschriften. Das Interesse der Zuhörer galt aber einer anderen Leidenschaft von Emil Jacobsen, der Gelegenheitsdichtung, dem Schreiben von Versen, Reimen, langen Gedichten, die sich teilweise in kleinerem und größerem Umfang bestimmten Themen widmeten. Hier nur wenige Beispiele: ein Gedicht, dessen Inhalt nur aus den damals bekannten chemischen Elementen besteht, gereimte Lehrschriften über Chemie, die Medizin und die Pflanzenwelt mit langen erklärenden Titeln das „Liederbuch für fröhliche Fälscher", „ Die Wunder der Uroscopie" beide haben an sich längere Titel - nachzulesen in dem kleinen Buch über E. Jacobsen von U. Goerdten - damals gedruckt, gelesen, rezitiert und sogar als Humoresken und dramatische Scherze auf kleinen Festen aufgeführt. Jacobsens Hinwendung zur Literatur brachte ihm die Anerkennung und Bekanntschaft vieler ebenso denkender Schriftsteller ein und führte wohl durch ihn initiiert zur Gründung eines Allgemeinen Deutschen Reimvereins. Ja einige Menschen hatten viel Muße in dieser Zeit, lebten in beschaulicher Idylle, lobten die Einsamkeit, ermunterten sich durch philosophische Betrachtungen und durch Dichtungen, die viel Humor erkennen lassen. Diese Art von Humor ist heute oft nicht so ganz nach zu empfinden, erscheint hier und da gewollt, weniges ist dauerhaft geworden. So sind die Dichter der „Scherzgedichte" (J. Trojan) heute nur ganz wenigen bekannt, meistens vergessen, andrerseits stehen sie für eine Zeit und deren Kultur und Lebensgefühl, lassen schon mal an den bekannteren Morgenstern denken.
Als Jacobsen um 1880 nach Tegel kam und sich ein kleines Gartenhaus baute, nannte er das Reimsalon, folgerichtig nannte er seine später hier erbaute Villa Reimschmiede. Diese wurde 1975 baufällig geworden abgerissen. Die Bibliothek, seine Handschriften und Kataloge sind im II. Weltkrieg durch Bomben verloren gegangen, Erinnerungen bleiben durch das Kapitel im Leberecht Hühnchen, durch den Nachruf von Ludwig Pietsch 1911 und durch kleine Funde von engagierten Heimatforschern.
Herrn Ulrich Goerdten gelang es gut, die Intentionen dieses „kleinen Dichters" und seines Kreises darzustellen, der Funke sprang auf die Zuhörer über, war es doch auch ein wenig Berlin vor 100 Jahren, an das erinnert wurde, und führte dazu, dass einige der ausliegenden Kleinschriften des auch Verlegers Ulrich Geordten gekauft wurden.
(Christian Klinkenstein)
Der in Danzig geborene Jacobsen studierte in Breslau und Berlin Pharmazie und Chemie, wurde in Berlin mit Ernst Schering bekannt, blieb bis 1911 wissenschaftlicher Mitarbeiter in dessen chemischer Fabrik, wo er kleine Erfindungen machte, die ihn wirtschaftlich unabhängig machten. Weiterhin war er Herausgeben chemischer Zeitschriften. Das Interesse der Zuhörer galt aber einer anderen Leidenschaft von Emil Jacobsen, der Gelegenheitsdichtung, dem Schreiben von Versen, Reimen, langen Gedichten, die sich teilweise in kleinerem und größerem Umfang bestimmten Themen widmeten. Hier nur wenige Beispiele: ein Gedicht, dessen Inhalt nur aus den damals bekannten chemischen Elementen besteht, gereimte Lehrschriften über Chemie, die Medizin und die Pflanzenwelt mit langen erklärenden Titeln das „Liederbuch für fröhliche Fälscher", „ Die Wunder der Uroscopie" beide haben an sich längere Titel - nachzulesen in dem kleinen Buch über E. Jacobsen von U. Goerdten - damals gedruckt, gelesen, rezitiert und sogar als Humoresken und dramatische Scherze auf kleinen Festen aufgeführt. Jacobsens Hinwendung zur Literatur brachte ihm die Anerkennung und Bekanntschaft vieler ebenso denkender Schriftsteller ein und führte wohl durch ihn initiiert zur Gründung eines Allgemeinen Deutschen Reimvereins. Ja einige Menschen hatten viel Muße in dieser Zeit, lebten in beschaulicher Idylle, lobten die Einsamkeit, ermunterten sich durch philosophische Betrachtungen und durch Dichtungen, die viel Humor erkennen lassen. Diese Art von Humor ist heute oft nicht so ganz nach zu empfinden, erscheint hier und da gewollt, weniges ist dauerhaft geworden. So sind die Dichter der „Scherzgedichte" (J. Trojan) heute nur ganz wenigen bekannt, meistens vergessen, andrerseits stehen sie für eine Zeit und deren Kultur und Lebensgefühl, lassen schon mal an den bekannteren Morgenstern denken.
Als Jacobsen um 1880 nach Tegel kam und sich ein kleines Gartenhaus baute, nannte er das Reimsalon, folgerichtig nannte er seine später hier erbaute Villa Reimschmiede. Diese wurde 1975 baufällig geworden abgerissen. Die Bibliothek, seine Handschriften und Kataloge sind im II. Weltkrieg durch Bomben verloren gegangen, Erinnerungen bleiben durch das Kapitel im Leberecht Hühnchen, durch den Nachruf von Ludwig Pietsch 1911 und durch kleine Funde von engagierten Heimatforschern.
Herrn Ulrich Goerdten gelang es gut, die Intentionen dieses „kleinen Dichters" und seines Kreises darzustellen, der Funke sprang auf die Zuhörer über, war es doch auch ein wenig Berlin vor 100 Jahren, an das erinnert wurde, und führte dazu, dass einige der ausliegenden Kleinschriften des auch Verlegers Ulrich Geordten gekauft wurden.
(Christian Klinkenstein)
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