Die erste Veranstaltung des Berliner Bibliophilen Abends e. V. 2012 widmete sich Arno Schmidt mit einem Referat über seine „Ländlichen Erzählungen", vorgetragen von Herrn Ulrich Goerdten, der eigene Interpretationen vorstellte. Die Werke von Arno Schmidt erscheinen dem Leser erst einmal ungewohnt sowohl in ihrer Konstruktion als auch ihrem Inhalt, der Orthographie und dem daraus resultierenden mühsamen Verständnis, so dass er allgemein nicht gebührend beachtet wird. Herr Goerdten versuchte mit seinen Ausführungen dies ein wenig abzuändern.
In Hamburg geboren, nach dem frühen Tod des Vaters zieht die Mutter nach Lauban um, hier nach dem Abitur eine Ausbildung zum Kaufmann, 1940 zur Wehrmacht eingezogen, vorwiegend in Norwegen, bis Dezember 1945 Gefangenschaft. Nach wiederholten Ortswechseln kann er 1958 in Bargfeld bei Gelle ein bescheidenes Häuschen erwerben, wo er bis zu seinem Tod 1979 wohnen bleibt. Seine Tätigkeit als freier Schriftsteller beginnt 1947, dauernde Geldnot lassen ihn immer wieder Übersetzungsaufträge übernehmen, seine Frau ist tätig als Sekretärin, Lektorin, dokumentiert ihr Leben in ausführlichen Tagebüchern.
Was für die „Ländlichen Erzählungen" zutrifft, kann man auf die meisten seiner Bücher, den Erzählungen, Studien und Essays für den Rundfunk mehr oder weniger übernehmen. Anspielungen auf seine Lieblingsautoren, Joyce, Freud, Poe, Wortspiele, Symbolik, auch sexuelle Zweideutigkeiten, erfundene Landschaften und Handlungen. Schmidt versucht Unbewusstes verständlich zu machen, seine Lust die Umgangssprache in Satzbau und Orthographie zu übertragen, Mehrfachbedeutungen von Wörtern zu nutzen, das nicht nur als Spiel, sondern um Nachdenken und auch ein leichtes Lächeln herauszufordern.
Es macht Freude Arno Schmidt zu lesen, es muss nicht unbedingt „Zettels Traum" sein, aber „Aus dem Leben eines Fauns", „Seelandschaft mit Pocahontas" lesen sich leichter, seine Funkessays bringen viel Information über bekannte und vergessene Schriftsteller. Arno Schmidt war Bibliophile, seine Bibliothek ist in einer schönen Ausgabe 1989 von D. Gätjens kommentiert worden.
Diese Veranstaltung fand in der Villa Oppenheim, dem dorthin verlegten Bezirksmuseum Charlottenburg statt, wo auch der BBA als Gast seine Veranstaltungen durchführen kann.
(Christian Klinkenstein)
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