Mittwoch, 23. Januar 2013

Vom Regalblei zur Auktions-Trophäe

 
Am 23. 1. 2013 trafen sich 15 Mitglieder und Gäste des Berliner Bibliophilen Abends, um einmal wieder etwas über den Dichter Theodor Fontane zu erfahren, es gibt für den Liebhaber immer noch Neues oder Unbekanntes.
Herr Klaus Möller, seit 1998 Archivar im Fontanearchiv in Potsdam sprach über Fontane und seine Verleger am Beispiel seines beliebten Romans „Irrungen und Wirrungen“ und der ersten aus Anlass seines 70. Geburtstag 1889 Gesamtausgabe seiner Werke, die 1890/91 in zwölf Bänden erschienen. Um alle 12 Bände möglichst geschlossen zu verkaufen wurden die Texte so angeordnet, dass der Schluss einer Geschichte erst im folgenden Band erschien, einige Texte sind so über zwei Bücher verteilt. Einzelne Bände konnten so nicht gut verkauft werden, da der Schluss einiger Texte erst im nächsten Band zu erwarten war. Gleichzeitig fiel ein Wettbewerb zu anderen Verlagen fort, die auch ihre Auflagen von einzelnen Werken verkaufen wollten.
Fontanes Bücher verkauften sich zu seinen Lebzeiten nicht besonders gut, weil die Themen seiner Dichtung lokal besonders an Preußen, insbesondere an Berlin und Brandenburg gebunden waren. Die Verlage planten eine 1. Auflage von 500 Stück, druckten aber zu dieser 1. Auflage, die erhoffte 2. und 3. Auflage gleich mit, um bei gutem Absatz diese bereit liegenden Auflagen nachschieben zu können, diese folgenden Auflagen müssen also mit dem Satz der 1. Auflage vollkommen übereinstimmen.
Durch Verkauf von Verlagsrechten an andere Verlage können so genannte Titelauflagen erscheinen, die in diesem neuen Verlag dann auch 1. Auflagen sind, auch oft dieselbe Ausstattung aufweisen, aber dann durch genauen Vergleich von den wirklichen 1. Auflagen unterschieden werden können. So sind wirkliche 1. Auflagen von „Irrungen und Wirrungen“ heute sehr selten, wohl nur drei Exemplare insgesamt bekannt, das trifft auch auf den Roman „Graf Petöfy“ zu, wie Herr Möller mitteilte.
Der Sohn Friedrich Fontane wurde letztlich der erfolgreichste Verleger der Werke seines Vaters, schon die beiden letzten Bände der Gesamtausgabe sind in seinem Verlag erschienen, da er die Rechte von dem ursprünglichen Verleger E. Dominik erworben hatte.
Im Anschluss an den Vortrag und die Diskussion waren einige ältere Ausgaben von Fontanes Büchern zu bewundern.

(Christian Klinkenstein)

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