Der BBA war am letzten Januartag zu Gast in den Räumen seines Mitglieds Anja Steinig. Die Grafikdesignerin hatte in ihrem Studio F in Berlin-Kreuzberg eine Vielzahl von Büchern und Katalogen ausgebreitet. Das überspannende Thema war: Ausgefallene Schriften – Typografie als Gestaltungsmittel. Ergänzt von den vielen Mitbringseln der Mitglieder entspann sich schell eine anregende Diskussion um den Stand des Designs, die Frage nach Lesbarkeit vs. Aufmerksamkeit, Schriftkultur und zeitliche Moden. Die Bandbreite der versammelten Beispiele war groß, von einem typografisch interessanten Originalplakat von Lucian Bernhard für eine Kriegsanleihe im Ersten Weltkrieg über Dinah Nelkens »ich an dich. Ein Roman in Briefen« aufwändige produzierte Liebesgeschichte aus dem Jahr 1939, komplett mit extra eingeklebten, beschriebenen Servietten, Liebesbriefen und Fahrkarten und ähnlichen Ephemera – das Konzept des komplexen und gerühmten »Das Schiff des Theseus« (2015) um fast 80 Jahre vorwegnehmend – bis zu Ausstellungskatalogen, Taschenbüchern, dem »Wohltemperierten Alphabet« von Axel Bertram, Jost Hochhulis »Buchgestaltung« und den onomatopoetischen Sprechblasen-Typografien von amerikanischen »Ren & Stimpy«-Comics. Anja Steinig und der befreundete Grafikdesigner Lo Breier (Tempo, Wiener, ARD, Die Woche, Bild Am Sonntag, ...) erzählten aus ihrem Arbeitsalltag als Gestalter, die Zwänge durch Kundenwünsche und den Widerstand gegen solche, beziehungsweise die lohnende Überzeugungsarbeit, wenn es um Ästhetik geht. Auch Details der technischen Entwicklung und ihr Einfluss auf die Gestaltung nahm Raum ein. Energiegeladen durch die Diskussion (und einen eigenhändig gebackenen Kuchen der Gastgeberin) verliessen wir weiter lebhaft unterhaltend Studio F einige Stunden später. Herzlichen Dank an Anja Steinig für ihre Gastfreundschaft!
Till Schröder
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen