Montag, 12. Oktober 2009

Frau Fouquet-Plümacher - Klassikerausgaben von Heinrich v. Kleist im Verlagseinband

war der Titel des Vortrags, den Frau Fouquet-Plümacher am 12.10.2009 in der FU-Bibliothek den versammelten BBA-Mitgliedern darbot. Es ging dabei nicht nur um Kleist, sondern generell um Klassiker. Auch Goethes und Schillers Werke waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nur entweder in den heute von uns geschätzten, damals aber von der Mehrheit der bildungshungrigen Bürger kaum zu bezahlenden Ausgaben der angesehenen Literaturverlage verfügbar oder aber in der Form von Raubdrucken und lieblos gemachten Heftchen.
Uhland, Ludwig - Gedichte und Dramen.
Volksausgabe in 3 Bd., Cotta, Stuttgart 1863
Ab ca. 1860 waren die technischen Möglichkeiten gegeben, gebundene Bücher in großen Stückzahlen preisgünstig herzustellen. Diese "Volksausgaben" hatten Einbände, die durchaus repräsentativ aussehen, teilweise sogar Lederrücken mit erhabenen (unechten) Bünden, Färb- oder Goldschnitt, Beschriftung in Gold geprägt. Da die Ausgaben der konkurrierenden Verlage sich inhaltlich glichen wie ein Ei dem anderen, mußte eben das Äußere für den Kaufanreiz sorgen, also z. B. eine einheitliche Ornamentik oder Farbgebung, die dem Buchkäufer sofort den Verlag signalisierte. Generell lässt sich eine Tendenz zum Protzen nicht verkennen, nicht nur bei den Büchern, sondern auch bei ihren Besitzern. Die Klassiker im Bücherschrank verliehen einen Bildungsnimbus, auch wenn sie nie gelesen wurden. Sie sind daher meist gut erhalten auf die heutige Zeit gekommen und sind heute der Schrecken der Antiquare, da sie wegen der Frakturschrift, aber auch wegen der schlechten Typografie kaum verkäuflich sind.
Die Referentin konnte daher mit vertretbarem Aufwand eine umfassende Sammlung aller Färb- und Mustervarianten zusammentragen, die sie uns teils in natura, teils in schönen Abbildungen vorführte. Wenn auch die Bücher die Herzen der anwesenden Bibliophilen nicht unbedingt höher schlagen lassen, waren die Einbände doch kulturhistorisch interessante Zeitzeugen, an denen der Geschmackswandel um die Jahrhundertwende von der Referentin kurzweilig demonstriert wurde.

(Bernd Illigner)

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