Die Anwesenden erwartete ein interessanter Vortrag von Herrn Jürgen Gottschalk über den Berliner Antiquar, Verleger und Sammler Louis Lamm, einen der bekanntesten Antiquare des damaligen Deutschen Reiches in der Zeit von 1903-1933. An sich ist heute über diesen Mann und sein Leben nur sehr wenig bekannt, der Referent hat aber durch seine Ausdauer, Begeisterung und sein Herangehen doch einige Spuren von L. Lamm verfolgen und sichern können, so dass er den Hörern ein sehr lebendiges Bild vom Wirken dieses Mannes vermitteln konnte.
Louis Lamm wurde im Fränkischen 1871 in einer jüdischen Familie, die der orthodoxen Glaubensrichtung angehörte, geboren. Den handwerklichen Beruf des Vaters wollte er nicht unbedingt weiter fortführen, so dass er sich mit einem bereits autodidaktisch angeeigneten Wissen in einer bekannten Antiquariatsbuchhandlung in Frankfurt/Main als Lehrling bewarb.
Sein großes Talent hierzu wurde von seinem Lehrmeister richtig erkannt, so dass dieser ihn verpflichtete ein eigenes Geschäft nach Abschluss der Lehre erst über einen Umkreis von 500 Kilometern hinaus zu gründen. Das war 1903 Berlin. Hier in der Nähe des Hackeschen Marktes, in der Neuen Friedrichstraße, eine Straße, die es heute nicht mehr gibt, gründete er sein Antiquariat, das sich in den folgenden Jahren zu einem der wichtigsten Antiquariate in Deutschland entwickeln sollte.1905 heiratete er Julia Pinczower, mit der er drei Kinder hatte. Neben seiner Tätigkeit als Buchhändler war Louis Lamm selbst auch Autor mit Themen über das Judentum in Deutschland und Verleger anderer jüdischer Autoren, wobei er wohl ein gutes Gespür hatte, denn einige seiner Autoren hatten auch nach Jahren noch weitere Auflagen zum Teil sogar in anderen Verlagen. Während des I. Weltkriegs, den er als deutscher Patriot erlebte, verlegte er eine kleine Feldbücherei für Soldaten mit jüdischer Herkunft, ein wenig später dann auch Bildpostkarten mit einer ähnlichen Thematik, so etwa die Darstellung eines jüdischen Gottesdienstes im Feld.
Bereits 1933 erkannte er zeitig die Gefahr, die sich für die Zukunft abzeichnete, er verließ Deutschland und musste in Amsterdam zwar erneut beginnen, konnte aber einen großen Teil seiner Bücher und Sammlungen noch mitnehmen, beschrieben wird eine Menge, die mehrere Rheinkähne gefüllt haben sollen, dabei sind eine größere Anzahl von Büchern noch zurück geblieben. 1943 wurde er dann doch von den Nazis mit seiner jüngsten Tochter nach Auschwitz gebracht, wo sich seine Spur verliert.
Trotz der wenigen überlieferten Daten über das Leben und das Wirken von L. Lamm konnte der Referent die Verdienste dieses Mannes würdigen, unter anderem Neues hinzufügen und Bekanntes korrigieren. So als Antiquar, Sammler und Bibliophiler, wobei ein Teil der Sammlung nach dem Krieg versteigert wurde, ein großer Teil ist wohl für immer verschollen. Als weitsichtiger Verleger jüdischer Autoren über verschiedene Gebiete, einige Bücher lagen zur Ansicht aus. Interessant war dabei das Schicksal eines Bandes, in dem der Name der früheren Besitzerin stand und wobei es dem Referenten nach und nach gelungen war, den heutigen Aufenthaltsort dieser Frau ausfindig zu machen und im persönlichen Kontakt über ihr Leben und den Weg des Buches etwas zu erfahren.
Und nicht zuletzt wirkte L. Lamm als Autor in seinem Verlag vorwiegend mit Themen über das Judentum in Deutschland, über sein Wirken als Antiquar und auch als Autor und Herausgeber von Antiquariatskatalogen.
(Christian Klinkenstein)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen