Am 12.September trafen sich die Freunde des Berliner Bibliophilen Abend e.V. im Antiquariat von Herrn Peter Eichler in der Sesenheimer Straße. Der Vorsitzende des BBA Herr Bernd Illigner sprach über „Paul Westheim (1886 - 1963) und sein Kunstblatt". Wer war Paul Westheim, den Namen hatten alle sicher schon einmal gehört, aber wer wusste mehr? Wer kennt ihn heute noch, der Vortragende erinnerte an den einmal bekannten Kunstschriftsteller, der seit 1917 die Zeitschrift „Das Kunstblatt" herausgab, das sich mit Architektur, Fragen der Gestaltung, mit bildender Kunst beschäftigte und damit junge Künstler bekannt machte und förderte.
Nach einer Kaufmannslehre wurde Paul Westheim Mitarbeiter der FAZ, ging dann 1906 nach Berlin, äußerte sich in seinen Beiträgen selbstbewusst zur zeitgenössischen Kunst, hatte persönlichen Kontakt zu den Künstlern, kaufte selbst auch Kunstwerke, einiges bekam er geschenkt. So wurde er zu einem Kunstsammler, wobei der Wert seiner Sammlung damals noch nicht einzuschätzen war.
Seine Monatsschrift „Das Kunstblatt" entwickelte sich seit ihrem Erscheinen zu einem der wichtigsten Zeitschriften, die sich einer Vermittlung von moderner Kunst widmete, er war beteiligt bei der Herausgabe von Büchern, war dann auch Kunstkritiker beim Rundfunk. Konflikte und Konkurrenz mit Herwarth Waiden (1878 - 1941) dem Herausgeber der Kunstschrift „Der Sturm" konnten nicht ausbleiben.
1933 musste Westheim aus einem jüdischen Elternhaus stammend, links orientiert und sich auch für eine Kunst einsetzend, die später als entartet bezeichnet wurde, das Land verlassen. Er ging nach Paris, von wo er 1940 erneut nun nach kurzer Internierung nach Mexiko fliehen musste. In Frankreich sowie in Mexiko war er weiter politisch, künstlerisch und organisatorisch als Antifaschist tätig, wird zusammen mit L. Feuchtwanger, M. Scheer, A. Seghers, E.Toller, M. Ernst und vielen anderen genannt. In Mexiko begeistert er sich für die alte mexikanische Kunst, sucht Verbindungen zu der Kunst von Orozco, Siqueiros, Rivera zu erkennen. Da er die Sprache erlernt hat, bekommt er bald Kontakt zu Zeitschriften, Museen und Künstlerkreisen, die bis zu seinem Lebensende bestehen bleiben, da er nicht wie viele andere Emigranten nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrte. Bei einem Besuch 1963 in Berlin verstirbt er plötzlich. Versuche an seine Sammlungen zu kommen, die er 1933 in Berlin zurück lassen musste, schlagen fehl, die Bekannte, bei der er seine Kunst zurück ließ, lebte inzwischen in den USA, der wirkliche Verbleib seiner Sammlung ist bis auf wenige Stücke nicht bekannt.
Herr Illigner zeigte mit dem Wirken Paul Westheims einen kleinen Aspekt der Entwicklung aller Künste in dieser Zeit zur „Moderne", Kunst in bis dahin unbekannten Dimensionen, die ab 1933 nach und nach diffamiert und dann verboten wurde. Die Akteure mussten verstummen, viele emigrierten, andere wurden ermordet. Der Beifall galt dem Referenten und natürlich auch dem Gastgeber.
(Christian Klinkenstein)
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