Nach einer Mitgliederversammlung referierte Herr Dr. Christian Klinkenstein heute im Haus am Lützowplatz vor dem Berliner Bibliophilen Abend und Gästen über "Die andere Seite" des Alfred Kubin.
Das Werk des Graphikers Kubin, bestimmt durch phantastische Traumvisionen, wurde u.a. durch die visionären und symbolhaften Werke von Francisco de Goya, Edvard Munch und Max Klinger angeregt. Kubin war Zeichner von Verzweiflung, Versagen, Traumbildern, sowohl von Antikriegsüberzeugung als auch von Todessehnsucht, geprägt durch Dostojewski, E.T.A. Hoffmann, Edgar Allan Poe, Barbey d'Aurevilly, die er kongenial illustrierte oder Sigmund Freud und griff dabei auf Traditionen von Hieronymus Bosch, Dürer oder Hans Holbein zurück.
Seine Andere Seite ist ein phantastische Roman, der 1909 mit eigenen Illustrationen erschien und sich in einer Welt von Phantasien, Wunschvorstellungen, Angstzustände, Halluzinationen und Weltuntergangsvisionen bewegt. Diese prägten das Leben von Kubin, genau wie den Erzähler, der von einem alten Schulfreund Patera in das von diesem geschaffene Traumreich eingeladen wird, wo er drei Jahre verbringt. Die anfängliche Faszination weicht einem immer stärkerem Grauen, bis die Traumstadt „Perle“ schließlich in einem apokalyptischen Szenario in sich zusammenbricht. Carl Gustav Jung war fasziniert von diesem Roman, der den Zeichner Kubin in der Literaturszene bekannt machte und Dr. Klinkenstein schuf mit bewegenden Zitaten aus dem Werk Kubins, durch Anmerkungen von Zeitgenossen, Verweisen auf die Lebenssituationen Kubins, die häufig geprägt war durch Verwirrungen und illustrierte mit Graphiken des Künstlers ein eindrucksvolles Bild dieser Persönlichkeit.
Angeregt zur Leidenschaft zu Alfred Kubin wurde der Referent, wie sich aus Nachfrage ergab, durch ein simples Reclam-Heft, welches 1984 in der DDR erschien.
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Protokoll der Jahresversammlung vom 23. März 2015
mit anschließendem Vortrag
I.
Die Jahresversammlung des Berliner Bibliophilen Abends fand am 23. 03. 2015 im Haus am Berliner Lützowplatz mit 28 Teilnehmern statt.
1. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Dr. Ziegler, Feststellung der ordnungsgemäßen Einladung und Beschlussfähigkeit der Versammlung wurde die vorgesehene Tagesordnung in allen Punkten bestätigt. Der Rückblick auf das Jahr 2014 folgte und konnte als interessant und erfolgreich angesehen werden. Für den BBA konnten einige neue Mitglieder gewonnen werden, so dass der Verein derzeit 52 Mitglieder hat.
2. Es folgte der Bericht des Schatzmeisters. Herr Domke berichtete über Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen des Jahres, zusätzlich durch Bücherverkäufe kamen 756 Euro in die Kasse, die Spenden sind leider etwas weniger geworden. Der Bericht des Schatzmeisters wurde bestätigt und danach der Vorstand entlastet.
3. Anschließend erfolgten Diskussionen zur Exkursion im Jahr 2015 und zu den Möglichkeiten intensiverer Werbung für den Verein. Ins Auge gefasst wurde eine Reise nach Hamburg zum Besuch der Barbara Achilles Stiftung. Über eine weitere Gestaltung der Internetseite des BBA konnte keine eindeutige Entscheidung getroffen werden, da hier unterschiedliche Meinungen unter den Mitgliedern herrschen.
Dr. Christian Klinkenstein
Schriftführer/Protokoll
II.
Im Anschluss sprach Herr Dr. Christian Klinkenstein wie angekündigt über
Kubin ist als Zeichner und Illustrator bekannt. Geboren 1877 im damaligen Leitmeritz verläuft seine Jugend wechselhaft bis er sich endlich entscheidet in München 1898 eine Ausbildung zum Maler und Zeichner aufzunehmen. Bereits um 1900 entstehen erste eindrucksvolle Zeichnungen, die sich traumhaft, phantasiereich mit der Welt beschäftigen, weniger eine Wirklichkeit widerspiegeln, sondern das, was sein könnte oder sein sollte im Leben. Rückkehr zu den Träumen, die ein Teil von sich selbst ausmachen. Es folgen einige Reisen nach Italien, Dalmatien und Paris, sie bringen weitere Anregungen für den Künstler. 1904 Heirat mit Hedwig Gründler, 1906 Kauf des Schlösschens in Zwickledt. Hier werden beide bis zum Ende ihres Lebens bleiben.
Kubin schreibt und illustriert 1908 hier seinen Roman „Die andere Seite“, der bis heute noch Aufmerksamkeit erregt.
Ein junges Paar wird aus München in das Traumreich mit der Hauptstadt Perle gelockt und findet hier unwirkliche, eben traumhafte Zustände vor, Erinnerungen an das beschauliche Leben im alten k und k Österreich werden vorgeführt. Man ist nicht immer zufrieden, aber es ist auszuhalten bis ein Amerikaner erscheint, der hier alles reformieren, umändern, ja revolutionieren will.
Das bedeutet nach und nach das Ende dieses Traumreichs, ein Verfall, eine Zerstörung der Stadt Perle ist nicht aufzuhalten, die Beziehungen der Menschen zueinander verändern sich bis zu „Mord und Totschlag“, Seuchen und wilde Tiere treiben das Geschehen voran. Wenige überleben den Untergang des Traumreiches. Vergleiche zu gegenwärtigem Ereignisse sind sicher möglich.
In den 1. Weltkrieg muss Kubin nicht mehr als Soldat. Die Zeit von 1918 bis etwa 1940 sind seine erfolgreichen Schaffensjahre, er illustriert Poe, Dostojewski, E.T.A. Hoffmann, Balzac und viele andere, dazu entstehen Graphikmappen, immer wieder Zeichnungen für den „Simplicissimus“ Nach und nach schreibt er seine Lebenslauf, der auch in Etappen veröffentlicht wird, dazu kommt sein Leben lang ein reger Briefwechsel mit Freunden.
Er verkauft ganz gut. Alles wird 1938 wieder anders mit dem Anschluss Österreichs an das faschistische Deutsche Reich, seine Frau ist Halbjüdin. 1945 besetzen die Amerikaner das kleine Dorf, 1948 stirbt seine Frau, er beginnt zwar rasch wieder mit seiner zeichnerischen Arbeit, erreicht aber nicht mehr die Produktivität der Vorkriegsjahre, viele Ehrungen erreichen ihn, Ausstellungen auch im Ausland. 1959 verstirbt Prof. Alfred Kubin nach sechsmonatiger Krankheit in Zwickledt.
Dr. Christian Klinkenstein
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Protokoll der Jahresversammlung vom 23. März 2015
mit anschließendem Vortrag
I.
Die Jahresversammlung des Berliner Bibliophilen Abends fand am 23. 03. 2015 im Haus am Berliner Lützowplatz mit 28 Teilnehmern statt.
1. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Dr. Ziegler, Feststellung der ordnungsgemäßen Einladung und Beschlussfähigkeit der Versammlung wurde die vorgesehene Tagesordnung in allen Punkten bestätigt. Der Rückblick auf das Jahr 2014 folgte und konnte als interessant und erfolgreich angesehen werden. Für den BBA konnten einige neue Mitglieder gewonnen werden, so dass der Verein derzeit 52 Mitglieder hat.
2. Es folgte der Bericht des Schatzmeisters. Herr Domke berichtete über Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen des Jahres, zusätzlich durch Bücherverkäufe kamen 756 Euro in die Kasse, die Spenden sind leider etwas weniger geworden. Der Bericht des Schatzmeisters wurde bestätigt und danach der Vorstand entlastet.
3. Anschließend erfolgten Diskussionen zur Exkursion im Jahr 2015 und zu den Möglichkeiten intensiverer Werbung für den Verein. Ins Auge gefasst wurde eine Reise nach Hamburg zum Besuch der Barbara Achilles Stiftung. Über eine weitere Gestaltung der Internetseite des BBA konnte keine eindeutige Entscheidung getroffen werden, da hier unterschiedliche Meinungen unter den Mitgliedern herrschen.
Dr. Christian Klinkenstein
Schriftführer/Protokoll
II.
Im Anschluss sprach Herr Dr. Christian Klinkenstein wie angekündigt über
Alfred Kubin und sein Buch „Die andere Seite“
Kubin ist als Zeichner und Illustrator bekannt. Geboren 1877 im damaligen Leitmeritz verläuft seine Jugend wechselhaft bis er sich endlich entscheidet in München 1898 eine Ausbildung zum Maler und Zeichner aufzunehmen. Bereits um 1900 entstehen erste eindrucksvolle Zeichnungen, die sich traumhaft, phantasiereich mit der Welt beschäftigen, weniger eine Wirklichkeit widerspiegeln, sondern das, was sein könnte oder sein sollte im Leben. Rückkehr zu den Träumen, die ein Teil von sich selbst ausmachen. Es folgen einige Reisen nach Italien, Dalmatien und Paris, sie bringen weitere Anregungen für den Künstler. 1904 Heirat mit Hedwig Gründler, 1906 Kauf des Schlösschens in Zwickledt. Hier werden beide bis zum Ende ihres Lebens bleiben.
Kubin schreibt und illustriert 1908 hier seinen Roman „Die andere Seite“, der bis heute noch Aufmerksamkeit erregt.
Ein junges Paar wird aus München in das Traumreich mit der Hauptstadt Perle gelockt und findet hier unwirkliche, eben traumhafte Zustände vor, Erinnerungen an das beschauliche Leben im alten k und k Österreich werden vorgeführt. Man ist nicht immer zufrieden, aber es ist auszuhalten bis ein Amerikaner erscheint, der hier alles reformieren, umändern, ja revolutionieren will.
Das bedeutet nach und nach das Ende dieses Traumreichs, ein Verfall, eine Zerstörung der Stadt Perle ist nicht aufzuhalten, die Beziehungen der Menschen zueinander verändern sich bis zu „Mord und Totschlag“, Seuchen und wilde Tiere treiben das Geschehen voran. Wenige überleben den Untergang des Traumreiches. Vergleiche zu gegenwärtigem Ereignisse sind sicher möglich.
In den 1. Weltkrieg muss Kubin nicht mehr als Soldat. Die Zeit von 1918 bis etwa 1940 sind seine erfolgreichen Schaffensjahre, er illustriert Poe, Dostojewski, E.T.A. Hoffmann, Balzac und viele andere, dazu entstehen Graphikmappen, immer wieder Zeichnungen für den „Simplicissimus“ Nach und nach schreibt er seine Lebenslauf, der auch in Etappen veröffentlicht wird, dazu kommt sein Leben lang ein reger Briefwechsel mit Freunden.
Er verkauft ganz gut. Alles wird 1938 wieder anders mit dem Anschluss Österreichs an das faschistische Deutsche Reich, seine Frau ist Halbjüdin. 1945 besetzen die Amerikaner das kleine Dorf, 1948 stirbt seine Frau, er beginnt zwar rasch wieder mit seiner zeichnerischen Arbeit, erreicht aber nicht mehr die Produktivität der Vorkriegsjahre, viele Ehrungen erreichen ihn, Ausstellungen auch im Ausland. 1959 verstirbt Prof. Alfred Kubin nach sechsmonatiger Krankheit in Zwickledt.
Dr. Christian Klinkenstein
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