Der Berliner Bibliophilen Abend war heute zu Gast bei Hans-Jürgen Wilke, dem letzten Drucker und leidenschaftlichem Sammler von Conrad Felixmüller.
Felixmüller, 1897 in Dresden geboren, Gründungsmitglied und Präsident der Dresdner Sezession Gruppe 1919 mit Lasar Segall, Otto Dix und Otto Griebel und Mitglied der Novembergruppe, war Mitglied der KPD, bis er 1924 enttäuscht das Parteibuch zurückgab und, nach langer Schaffenspause, in der dieser bedeutende Künstler sich u.a. auf das Malen von Preischildern für Karstadt beschränkte, 1949 bis 1961 Professor an der Universität Halle. Die 20 Hörer des heutigen Abends erfuhren von Freundschaften Felixmüllers z.B. mit Hans Koch oder Otto Dix, Carl Sternheim oder mit Friedrich Wolf, die ihn auch zu Buchillustrationen inspirierte. 1967 übersiedelte er von Berlin-Köpenick (DDR) nach Westberlin, wo er ab 1971 in Jürgen Wilke "seinen" Drucker fand. Das Œuvre von Felixmüller umfasst gut 2.500 Werke.
Bereits die erste Begegnung mit Felixmüller 1971 begeisterte den Drucker für dessen künstlerisches Schaffen und legte den Grundstein für Wilkes beeindruckende Sammlung, die inzwischen viele äußerst rare Stücke beinhaltet, die häufig zusätzlich mit einer persönlichen Widmung versehen sind. Als überraschendstes Stück präsentierte Jürgen Wilke ein Ölgemälde mit einem Doppelportrait mit seiner Frau, welches Felixmüller 1976, ein Jahr vor seinem plötzlichen Tod am 24. März 1977 fertigte. (Wilke trug bei der Präsentation dasselbe Hemd wie auf dem Gemälde.)
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Protokoll
des Abends vom 24. Februar 2015
Leben und Werk von Conrad Felixmüller
Über das Leben und das Werk von Conrad Felixmüller berichtete am 24. Februar 2015 Herr Hans – Jürgen
Wilke, wozu sich 20 Mitglieder des Berliner – Bibliophilen – Abends in seiner Wohnung getroffen
hatten. Conrad Felixmüller war Maler und Grafiker (geb. 1897 Dresden), der ein umfangreiches Werk
hinterlassen hat. Das sind etwa 1000 Gemälde und reichlich graphische Bilder, vor allem Holzschnitte,
Lithos und Radierungen, dabei beteiligte er sich auch an Mappenwerken, dazu kommen Illustrationen von
Büchern (Else Lasker Schüler). Bekannt sind auch die Bildnisse, die er von Max Liebermann, Christian
Rohlfs, Lovis Corinth und Friedrich Wolf geschaffen hat.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde Felixmüller Mitglied der Dresdener - Sezession - Gruppe, heiratete die
Schwester des Malers Böckstiegel und trat bereits 1918 der KPD bei, erklärte aber schon 1926 wieder
seinen Austritt. 1933 siedelte er nach Berlin über, nach dem 2. Weltkrieg wurde er 1945 aus sowjetischer
Gefangenschaft entlassen. Von 1949 bis 1962 war er Professor in Halle. Seine Freundschaft zu dem Dichter
Friedrich Wolf animierte ihn für dessen Dramen „Der arme Konrad“ und „Thomas Müntzer“ Bühnenbilder
zu entwerfen. 1967 zog er aus Berlin Köpenick nach Berlin Zehlendorf, wo er bis zu seinem plötzlichen
Tod 1977 weiter künstlerisch auch mit Straßenszenen aus Berlin tätig war.
Hier begann dann auch das freundschaftliche Verhältnis zu seinem Drucker Jürgen Wilke, der interessant
aus dieser Periode berichten konnte. So über seinen Arbeitsstil und sein Anliegen bei seiner künstlerischen
Tätigkeit, auch Anekdotisches über Künstlerkollegen etwa Otto Dix und Karl Schmidt – Rottluff. Für den
Drucker Jürgen Wilke bot sich an, eine Sammlung von Felixmüller anzulegen, ein Teil davon konnte an
den Wänden der beiden Räume bewundert werden, dazu lagen diverse Kataloge und Bücher über den
Künstler zur Ansicht aus. Fast alles nur Felixmüller. Und wie überrascht waren alle, als Herr Wilke ein
Ölgemälde von Conrad Felixmüller zeigte, auf dem er und seine Frau noch 1976 portraitiert waren. Ein
schöner Abend!
Dr. Christian Klinkenstein
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