Von der nützlichen Raupe zum schönen Schmetterling: Insektendarstellungen von der Zeit der Aufklärung bis zur neuen Sachlichkeit
Das war das Thema, das Frau Carola Pohlmann aus der Kinderbuchabteilung der Staatsbibliothek am
15.06.2015 für die Mitglieder und Gäste des Berliner – Bibliophilen – Abend ausgewählt hatte. Hier ging
es um die Entwicklung entomologisch geprägter Kinderliteratur, die nach und nach von den biblischen
Plagen, dem Ungeziefer, dem allgemein schlechten Ruf der Insekten im Mittelalter (Ausnahme Bienen
und Ameisen) zu objektiver, natürlicher und letztlich zu wissenschaftlichen Ansichten in Text und Bild
führte.
Als Autor ist hier zu nennen Johann Amos Comenius aus Böhmen, eigentlich Komensky, ein berühmter
Schulmann und Pädagoge, 1592 – 1671, der mit seinen Schriften, besonders mit „Orbis sensualium pictus“
für Kinder, später immer wieder durch neue Auflagen verbessert und ergänzt 1658 zu einer ersten
wirklichkeitsnahen Beschreibung auch der Insekten beitrug.
Bekannt ist weiter Maria Sibylla Merian, 1647 – 1717, die Blumen und besonders auch Insekten in Wasserfarben
malte, Kupfer von ihrer Reise nach Surinam selbst stach und damit die geheimnisvolle Insektenwelt
dem Volk bekannter machen konnte, auch ihre Schriften werden besonders wegen der Abbildungen
bis heute immer wieder verlegt. Zu nennen wären noch viele andere Autoren wie Swammerdam,
Linne, Burmeister, die ein naturnahes Denken auch in der Kinderliteratur förderten. So konnte die Entwicklung
der Insekten aus Unrat als falsch, die Geheimnisse der Metamorphose erklärt werden, in der
Systematik die Spinnen und Krebse von den Insekten getrennt werden.
Der Mikrokosmos der Insektenwelt wurde besonders durch die kunstvollen bildlichen Darstellungen der
bunten Schmetterlinge und den auffälligen Formen der Käferwelt aus ihrem rätselvollen Dasein auch den
Kindern nahe gebracht. Die Pädagogen waren hier anregend tätig, waren sie doch selbst oft Sammler,
Vereinsmitglieder, Leser von entomologischen Zeitschriften, wobei diese Liebhaberei um die Jahrhundertwende
1900 wohl einen Höhepunkt hatte. Gegenwärtig ist das Interesse am Sammeln von Insekten
gering ausgeprägt und durch die Fotografie teilweise ersetzt worden, was den Naturschützer erfreut, weniger
erfreut ihn das systematische Vorgehen gegen die so genannten Schädlinge, wobei auch andere Bereiche
der Natur stärker beeinträchtigt werden.
Als ein gut zu lesendes Buch zur Entomologie sind von Ernst Jünger „Subtile Jagden“ und für den umfassender
Interessierten Jean - Henri Fabres „Erinnerungen eines Insektenforschers“ zu empfehlen.
Dr. Christian Klinkenstein
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